Lernen findet in der Regel am Intensivsten in der Kindheit durch spielerische Prozesse statt. Dies Lernen verwandelt sich im Schulzusammenhang und nimmt in
unserem Schulsystem einen großen theoretischen Raum ein. Dabei wird zunehmend still gesessen, weniger der Körper und die Glieder eingesetzt.
Viele unserer Kinder und Jugendlichen werden durch diese Form der Pädagogik zu wenig herausgefordert zu Eigentätigkeit und zu spielerischer Selbsterfahrung, wie
sie z.B. relativ schadlos am Computer von Jugendlichen geübt wird, bis man einen Vorgang beherrscht. Dieser Erfolg ist motivierend.
Suchtkranke sind in besonderer Weise durch ihre Erfahrungen im familiären und sozialen Umfeld negativ belastet, des weiteren durch den geringen Anreiz
schulischer und eigener Erfahrungsfelder. Positive Empfindungs- und Gefühlsrückkoppelung in ihrer Schulkarriere erfahren sie kaum.
Schullaufbahnen von Suchtkranken ermöglichen häufig noch ohne Schwierigkeit den Hauptschulabschluß, der oft durch Vorrücken in der Realschule oder im Gymnasium
erreicht wurde. Da Suchtkrankheit erst meist im Verlauf der Pubertät sichtbar wird, fallen Schülerinnen und Schüler oft aus den Gymnasialklassen zurück in die Realschule, von dort auch heraus oder herunter in den
Hauptschulbereich.
Die Erfahrung des Mißerfolgs und der Ansehensverlust verstärken oft die Suchttendenz und die Hoffnung auf Gleichgesinnte, Vertraute und Geborgenheit in einer
suchtbezogenen peer group.
Der schulische Absturz besetzt bei Suchtkranken zunächst die Idee schulischer Qualifikation negativ. Das ist besonders bedauerlich, weil in schulischem
Zusammenhang ungeheuer viele Qualifikationsebenen möglich wären, die den vielseitigen und auch den Hochbegabungen der Jugendlichen entsprächen. Diese werden durch den Suchtzusammenhang weitgehend verschüttet.
In den Therapieeinrichtungen werden in der Regel
die Wünsche und Ziele der Suchtkranken freigelegt; im Anschluß an die Therapien kommt es darauf an, diese in erreichbare Perspektiven zu fassen und durch eine von Schulnegativerfahrung freie Bildungsmöglichkeit positiv zu besetzen.
Intensive sportliche und künstlerische Betätigung in Bewegung, Sprache und Schauspiel, in den bildenden Künsten ermöglicht ein Durchleben des Organismus, stärkt
das Eigengefühl, ermöglicht das Wecken eigener Ressourcen, das Erreichen von Sprach- und Sozialkompetenz. Das Gedächtnis wird trainiert, so daß Lerninhalte entsprechend leichter behalten und projektorientiert und
fächerübergreifend angewendet werden können. Eigene Lernkompetenz wird verstärkt erreicht und allein und im Team geübt und umgesetzt.
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